Brüninghoff realisiert Holz-Hybridbau auf dem Göttinger Sartorius Campus
Auf einer Wellenlänge
Großprojekt für Forschung und Entwicklung: In Göttingen entsteht derzeit ein Neubau auf dem Sartorius Campus. Während die Basis des fünfgeschossigen Komplexes ein massives Kellergeschoss bildet, werden die darauffolgenden Stockwerke in Holz-Hybridbauweise errichtet. Die kompakte Gebäudekubatur wird durch Einschnitte mit Innenhöfen in den Obergeschossen aufgelockert. Für eine futuristische Anmutung und Dynamik sorgen auch die wellenförmig gestalteten Lichtbänder der Fassade. Brüninghoff realisiert bei diesem Projekt den Rohbau des Untergeschosses sowie die hybride Primärkonstruktion nach Plänen von Bünemann & Collegen Architekten aus Hannover, die auch mit der Masterplanung des Unternehmensstandorts beauftragt sind.
Asien, Europa, Amerika – der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius ist weltweit vertreten. Das Unternehmen ist auf Bio Process Solutions und Lab Products and Services spezialisiert und verzeichnete in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum. Der Campus in Göttingen ist der zentrale Standort des international agierenden Unternehmens und beherbergt auf einer Fläche von rund 16 Hektar – neben Produktionsstätten, Bürogebäuden und Laboren – auch ein Besucherzentrum, eine Kita sowie ein Parkhaus mit rund 2000 Stellplätzen. Mehr als 2.500 Mitarbeitende sind auf dem Areal tätig. Jetzt entsteht hier ein neues Forschungs- und Entwicklungsgebäude mit einer Brutto-Grundfläche von circa 10.200 Quadratmetern. Für die Planung des Neubaus zeichnet sich das Architekturbüro Bünemann & Collegen aus Hannover verantwortlich, welches auch mit der Masterplanung des Campus beauftragt ist. Die Umsetzung des Rohbaus sowie die Primärtragkonstruktion übernahm der Projektbauspezialist Brüninghoff aus dem münsterländischen Heiden.
Schlichte Gebäudekubatur mit Einschnitten
Das Industriegebäude entsteht im Zentrum des Campus und ist bei Bedarf nach Westen erweiterbar. Den Projektbeteiligten war es wichtig, dass der Neubau nicht nur funktional ist, sondern architektonisch auch auf die bereits vorhandene Bebauung des Areals eingeht. Um ein einheitliches Gesamtbild zu schaffen, entschieden sich die Verantwortlichen für eine schlichte Gebäudekubatur. Die quadratische Grundfläche hat eine Abmessung von circa 60 auf 60 Metern. Die Gebäudehöhe beträgt 21 Meter. Um die kompakte Form zu durchbrechen und aufzulockern, befinden sich in den Obergeschossen großformatige Einschnitte. Letztere gliedern den Grundriss und öffnen das Gebäude zur Umgebung hin. Darüber hinaus sorgen sie für mehr natürliches Licht in den Räumlichkeiten. Außerhalb entstehen zudem Höfe mit einer intensiven Dachbegrünung. Im Inneren sind die verschiedenen Bereiche rund um ein Atrium modular angelegt.
Dynamisches Erscheinungsbild durch Wellen-Optik
Auch auf der Gebäudehülle liegt ein besonderes Augenmerk. So verfügt die Fassade über einen großen Glasanteil und schafft mithilfe des hohen Tageslichtaufkommens innerhalb der Räumlichkeiten gute Voraussetzungen für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Die horizontal verlaufenden Lichtbänder weisen eine dynamische Form auf. Die Seiten sind nicht gradlinig, sondern unregelmäßig und bewirken so einen Wellen-Effekt. Das erzeugt eine Optik, die eine unverkennbare Gebäudehülle entstehen lässt. Zusätzlich verstärkt wird das futuristische Erscheinungsbild durch die gläsernen Brücken. Sie verbinden den Neubau künftig mit der umliegenden Bebauung.
Massive Basis für hybride Stockwerke
Das vollunterkellerte Objekt umfasst fünf Etagen. Das Kellergeschoss mit einer lichten Geschosshöhe von 4,5 Metern wurde in Stahlbeton umgesetzt. Auch die Erschließungskerne, wo die Treppen und Aufzugschächte Platz finden, wurden massiv ausgeführt Das Erdgeschoss misst eine lichte Geschosshöhe von 6,22 Metern, erstes und zweites Obergeschoss messen 4,12 Meter und das dritte 3,94 Meter. Die Primärkonstruktion der oberen vier Stockwerke in Hybridbauweise setzt sich aus Holzstützen und Verbundträgern zusammen. Insgesamt wurden 8.200 Quadratmeter Geschossdecken aus Holzbetonverbund auf den vier Etagen verbaut, welche in den unternehmenseigenen Werkshallen vorgefertigt wurden.
Holzbetonverbunddecken mit Deltabeam-Trägern
Die Verbundkonstruktion aus Holz und Beton kombiniert als hybrides Element die Eigenschaften der beiden Baustoffe, sodass sich technische als auch wirtschaftliche Vorteile ergeben, da Material gespart werden kann. Zudem wurden die HBV-Decken in Göttingen mit Deltabeam-Trägern von Peikko verbunden. Auf diese Weise sind besonders hohe Spannweiten bei geringer Dicke möglich. Außerdem erzeugen die Deltabeam-Träger eine plane Unteransicht der Decke. Beim Sartorius Neubau erfolgte die Verbindung der Materialien mit Hilfe von Kerven, welche in das Holz eingefräst sind. Auf diese Weise werden die benötigen Verbundmittel reduziert.
Baubuche, Brettschicht- und Brettsperrholz im Zusammenspiel
Um dem Prinzip der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung Rechnung zu tragen, kommt in vielen Bereichen des Gebäudes Holz zum Einsatz. Ein hohes Lastenaufkommen herrscht im Erd- sowie ersten Obergeschoss. Vor diesem Hintergrund wurden in diesen beiden Etagen Stützen aus Baubuche mit einem Querschnitt von 480 auf 480 Millimeter verbaut. Der Baustoff punktet mit einer hohen Tragfähigkeit – und das bei einem geringen Eigengewicht im Vergleich zu Stahlbetonstützen. So liegt das Gewicht bei gleicher Dimension bei rund einem Drittel. In den restlichen Geschossen bestehen die Stützen aus Brettschichtholz (BSH). Brüstungs- und Innenwandelemente wurden aus Brettsperrholz gefertigt.
Schneller Baufortschritt
Sowohl die Deckenelemente als auch Stützen und Brüstungs- sowie Innenwandelemente fertigte Brüninghoff vor und sorgte damit für einen geringeren Aufwand auf der Baustelle. Montageschritte werden auf diese Weise in die Produktionsstätten vorverlegt – und finden so unter optimierten Bedingungen statt. Dem Witterungsschutz beim Transport und auf der Baustelle kommt aber dennoch eine wichtige Bedeutung zu. Zugleich können Witterungseinflüsse durch eine genau terminierte Taktung der Logistik und Montage reduziert werden. Vor diesem Hintergrund arbeitete Brüninghoff mit BIM-basierten 3D-Modellen. Diese ermöglichen nicht nur eine Kollisionskontrolle, sondern erleichtern auch die Abstimmung der zeitlichen Parameter und die logistische Planung.
Das Forschungs- und Entwicklungsgebäude fügt sich ideal in die Umgebung des Campus ein und bildet mit der restlichen Bebauung eine harmonische Einheit. Mithilfe eines durchdachten Entwurfs wurde ein stimmiges Gesamtkonzept geschaffen. Der Neubau weist sowohl ökologische, ökonomische, sozialkulturelle, als auch funktionale und technische Qualitäten auf. Das soll nach Abschluss der Baumaßnahmen auch eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bestätigen.
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